Einen schönen Bericht über RSVler und Club-Fan Hagen Zimmer hat Claus Coester vom Internetportal FLW24.de geschrieben, den wir dankenswerterweise auch hier veröffentlichen dürfen:

Wenn einer nicht zu den Lauten gehört, muss das nicht unbedingt heißen, dass er nichts bewirkt hätte. Im Hintergrund wird oft mehr geleistet von den scheinbar Unscheinbaren als von denen mit den großen Tönen. Zu dieser Spezies zählt Hagen Zimmer, ein „Urwerjeser“. Der heute rüstige Pensionär mit dem Erscheinungsbild einer „grauen Eminenz“ hat mit seinen 74 Jahren rund 60 Jahre Vereinsgeschichte des RSV Würges begleitet und in bestimmten Bereichen mitgestaltet.

 

Als die Bälle noch aus Textil waren

Mit dem Fußballspielen als Jugendlicher hatte das nach dem Krieg begonnen, als es noch die echten Straßenfußballer gab, zu deren Ausrüstung Stoffbälle und Bälle aus Leder gehörten, in deren Innenleben noch Gummiblasen waren und die bei Regen vollgesogen schnell an Gewicht zunahmen. Die Schnürstellen bereiteten beim Kopfballspiel unter Umständen einen argen Schmerz. Die Jugend war anno tobak freilich nicht altersmäßig fein durchstrukturiert wie heutzutage mit Bambinis, D-, E- oder F-Jugend. Alles, was jenseits des 12. oder 13. Lebensjahres stand, wurde in das Sammelbecken der A- oder B-Junioren geworfen. Natürlich gab es einen Jugendleiter. Das war Hermann Herbolzheimer, der alles im Griff hatte.

Aufstieg des RSV Würges

Die ersten Jahre in der 1. Mannschaft des RSV ab 1956 werden in der B-Klasse absolviert. Dann geht es in Würges langsam bergauf. Die Meisterschaft in der Gruppe Süd der B-Liga bedeutet zwei Entscheidungsspiele mit dem Nordkonkurrenten Elbgrund, der in der SG Nord aufgegangen ist. Am Ende steht der Aufstieg in die A-Liga, die heutige Kreisoberliga. Die zwei Entscheidungsspiele haben sich auf immer ins Gedächtnis von Hagen Zimmer eingebrannt: Hinspiel 3:1, Rückspiel 8:0 gewonnen. Dass der Aufstieg des RSV Würges das ganze Dorf mobilisiert hatte, versteht sich von selbst. Am Ortseingang wurden die „Helden von Elbgrund“ mit der Marschmusik des Spielmannszuges empfangen. Im Triumphzug ging‘s durch‘s Dorf mit einem gebührenden Abschluss im Vereinsheim.

Karriereende bei den Senioren und SOMA

Nur noch zwei Jahre sollte die Kariere des Hagen Zimmer in der A-Liga währen, dann war für den „Eisenbahner“, der 46 Jahre lang von 1956 bis 1999 bei der Deutschen Bundesbahn bzw. Deutschen Bahn seinen Dienst versehen hatte, Schluss. Mit 30 war dann das Ende im Seniorenfußball markiert, mit 38 Jahren packte ihn allerdings wieder der Bazillus für das runde Leder. Karl Bermbach, der heutige Ehrenvorsitzende des RSV Würges und Weggefährte von Hagen Zimmer, hatte die Idee, eine SOMA zu gründen (Sondermannschaft = eine Altherren-Mannschaft, in der auch jüngere Spieler eingesetzt werden dürfen). In Hagen Zimmer sollte Karl Bermbach den idealen Organisator finden. Das Engagement als Leiter der SOMA dauerte rund 23 Jahre von 1976 bis 1999. Während des erfolgreichen nahezu Vierteljahrhunderts hatte Zimmer genügend Zeit, in Ralf Urban einen würdigen Nachfolger zu finden. Dem runden Leder sagte er allerdings erst mit 63 Jahres adé nach seinem Jubiläumsspiel, dem 800. für die SOMA.

Im Elferrat fing's an

Begonnen hatte die Geschichte mit der SOMA übrigens nach einer Kappensitzung 1976 in der Sektbar des Gemeindezentrums. Da spielten einige Mitglieder des Elfer-Rates, dem H.Z. von 1978 bis 1989 angehörte, gedanklich an der Zukunft des RSV und aus einer Sektlaune wurden dann bis 2003, bis zu welchem Jahr der SOMA-Leiter Hagen Zimmer auch die protokollarische Verantwortung trug, exakt 830 Spiele, die allesamt mit Spielgegner und kompletter Mannschaftsaufstellung akribisch in Handschrift dokumentiert sind. Bei der Organisation der großen Jubiläen des RSV Würges (60 , 70 und 75 Jahre) sowie bei vielen bunten Abenden hatte Hagen Zimmer die Fäden in der Hand.

Museum - Morlock, Fausto Coppi, Valente

Wenn man über Hagen Zimmer ein Porträt schreibt, wäre es ein unverzeihliches Versäumnis, würde man nicht auf eine weitere bunte Facette dieses Mannes eingehen. Dazu begeben wir uns im Würgeser Eigenheim der Zimmers in das seit 1999 eingerichtete Privatmuseum in der Schönen Aussicht 12. Bunt geht es hier im wahrsten Sinne des Wortes zu. Von den Wänden grüßen z.T. in Schwarz-Weiß, aber auch in leuchtenden Farben Plakate verschiedenster Herkunft. Neben dem Fußball hat hier der Radsport seinen Platz gefunden. Beide Sportdisziplinen finden im Thema Kino ihre Komplettierung.

Material aus 65 Jahren dokumentiert

Hagen Zimmer hat seit seiner Pensionierung das mehr als 65 Jahre angesammelte Material nach und nach gesichtet, systematisiert und in die rechte Ordnung gebracht. Dieser Fundus kann heute im „Zimmerschen Museum“ bewundert werden.

König Fußball spielt natürlich auch hier die erste Geige. Spätestens oben im Dachgeschoss outet sich der Hausherr als ein alter „Cluberer“. Die Radioreportage des ersten deutschen Endspiels nach dem Krieg muss es dem damaligen „Werjeser Bub“ angetan haben. Der 1. FC Nürnberg behielt mit 2:1 über den 1. FC Kaiserslautern die Oberhand. Vielleicht hatte der Name des Nürnberger Idols Max Morlock, der später durch sein Anschlusstor im Berner Endspiel seinen legendären Ruhm begründete, seine elektrisierende Wirkung nicht verfehlt. Daraus wurde eine bis heute anhaltende Fußballtreue zu dem fränkischen Club durch alle Höhen und Tiefen. Und so finden sich unter den Devotionalien alte Mannschaftsfotos des 1. FCN, Bilder von Morlock, dem Hagen Zimmer zum 60. Geburtstag Glückwünsche sandte, die einer der „Helden von Bern“ natürlich in einer schriftlichen Danksagung nach Würges beschied.

Der Sport auf dem Rennrad und dem Zweirad mit den vielen PS hatte den jungen Hagen Zimmer ebenfalls in seinen Bann gezogen. Namen wie der des großen Italieners Fausto Coppi übten Faszination aus. Und so wurde das Interesse an den klassischen Veranstaltungen wie Tour de France oder die legendären Sechs-Tage-Rennen z.B. in Frankfurt, Köln, Dortmund oder Berlin sowie der großen Motorradrennen niemals lahm.

Nicht zuletzt ist da auch noch der Cineast Hagen Zimmer. Das Interesse am Zelluloid, in das sich auch ein Faible für die deutsche klassische Schlagermusik von Catharina Valente bis Kristina Bach und Gerhard Wendland bis Helene Fischer mischt, teilt er mit seiner Ehefrau Herta. Von der Begeisterung besonders für das Kino der 1950er und 1960er Jahre künden zahlreiche Plakate damaliger Streifen. Wenn die vertraute heimische Umgebung zum Urlaub verlassen wurde, ging es südwärts nach Bella Italia. Hier verlebte Hagen Zimmer, der Freund eines edlen Tropfens, mit Gemahlin Herta manch‘ unvergesslichen Urlaub.

Bald 60 Jahre Mitglied beim RSV Würges

Das Jahr 2013 wird im Leben des Sportsmanns Hagen Zimmers von einer Besonderheit sein. Dann nämlich gehört er dem RSV Würges 60 Jahre an. Dem wird er wie dem großen Verein aus dem Frankenland auch in guten wie in schlechten Tagen weiter die Treue halten.

 

Quelle: FLW24.de